Osteopathie bei Tennisellenbogen

Der Tennisarm bzw. Tennisellenbogen ist ein Reizzustand des Sehnenansatzes der Strecksehnen des Unterarms. Diese Erkrankung betrifft häufig Tennisspieler, die durch Ihren Rückhandschlag diesen Bereich extrem belasten. Doch auch Menschen die kein Tennis spielen können von diesem Problem betroffen sein. Ähnlich wie beim Golferellenbogen, ist es vor allem chronische Belastung mit monotonen Bewegungen, die zu einen Reizzustand bis hin zu einer Entzündung des Sehnenansatzes am äußeren Ellenbogen führt. 

Inhalt

Osteopathie bei Golferellenbogen

Symptome eines Tennisellnbogens

Lokalisierte Schmerzen

Ein Hauptmerkmal des Tennisellenbogens sind Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens, die sich bei Aktivitäten wie dem Heben von Gegenständen, dem Drehen des Handgelenks oder dem Festhalten an Objekten deutlich intensivieren können. Diese Schmerzen können sowohl bei physischer Anstrengung als auch bei Ruhe auftreten und variieren in ihrer Intensität.

Empfindlichkeit bei Berührung

Die betroffene Region am äußeren Ellenbogen ist oft bei direkter Berührung oder Druck empfindlich. Dies kann selbst bei leichten Berührungen eine deutliche Schmerzreaktion hervorrufen, was die tägliche Routine erheblich beeinträchtigen kann.

Schwäche im Handgelenk und in der Hand

Viele Menschen, die an einem Tennisellenbogen leiden, berichten über eine Schwäche im Handgelenk und in der Hand. Diese Schwäche erschwert es, Gegenstände zu greifen oder zu halten, was sich negativ auf die Handlungsfähigkeit im Alltag auswirkt.

Schmerzausstrahlung

Der Schmerz, der mit einem Tennisellenbogen einhergeht, kann sich von der Außenseite des Ellenbogens entlang des Unterarms bis in die Hand ausbreiten. Diese Schmerzausstrahlung ist besonders bei Bewegungen spürbar, die eine Anspannung der betroffenen Sehnen erfordern.

Steifigkeit des Ellenbogengelenks

 

Eine weitere häufige Beschwerde ist die Steifigkeit des Ellenbogengelenks, insbesondere morgens oder nach längeren Ruhephasen. Diese Steifigkeit kann die Bewegungsfreiheit des Gelenks einschränken und die Durchführung von Alltagsaktivitäten erschweren.

Ursachen des Tennisellenbogens

Überbeanspruchung der Sehnen

Der Kern der Problematik liegt in der Überbeanspruchung der Sehnen, die am äußeren Teil des Ellenbogens ansetzen. Diese Sehnen sind Teil des Muskels, der für die Streckung des Handgelenks und der Finger verantwortlich ist. Bei wiederholten Bewegungen dieser Art – sei es durch Sport wie Tennis oder durch berufliche Tätigkeiten, die ständige Handgelenksbewegungen erfordern – können Mikrorisse in den Sehnen entstehen. Der Körper reagiert auf diese Mikroverletzungen mit Entzündungsreaktionen, die zu den charakteristischen Schmerzen und Beschwerden führen.

 

Risikofaktoren

Mehrere Risikofaktoren tragen zur Entwicklung eines Tennisellenbogens bei. 

Dazu gehören:

Alter: Personen zwischen 30 und 50 Jahren sind häufiger betroffen, was auf die nachlassende Elastizität der Sehnen mit dem Alter zurückzuführen sein könnte.

Berufliche Tätigkeiten: Berufe, die repetitive Hand- und Unterarmbewegungen erfordern, wie Maler, Köche, Schreiner oder Computerarbeiter, haben ein erhöhtes Risiko.

Sportliche Aktivitäten: Nicht nur Tennis, sondern auch andere Racket-Sportarten, Golf oder bestimmte Wurfsportarten können einen Tennisellenbogen begünstigen.

Unzureichende Ausrüstung und Technik: Die Verwendung nicht angemessener Sportgeräte oder eine falsche Technik bei wiederholten Bewegungen kann die Belastung der relevanten Sehnen erhöhen.

Pathophysiologie

 

Auf mikroskopischer Ebene führt die Überbeanspruchung der Sehnen zu einer Störung im normalen Heilungsprozess. Anstatt dass beschädigtes Sehnengewebe vollständig heilt, führt der kontinuierliche Zyklus von Schaden und unvollständiger Reparatur zu einer Ansammlung von Narbengewebe und einer Verschlechterung der Sehnenqualität. Dieser Prozess kann von einer reduzierten Blutzirkulation in den betroffenen Bereichen begleitet sein, was die Heilung weiter erschwert.

Anatomie des Ellenbogens

Tiefgehender Einblick in die Anatomie des Ellenbogens: Gelenke, Muskeln und Sehnen

Um die Vorgänge bei einer radialen Epicondylitis, auch Tennisellenbogen genannt, im Ellenbogen zu verstehen, ist es hilfreich, die anatomischen Grundlagen zu kennen. Das Ellenbogengelenk, ein  komplexes Drehscharniergelenk, setzt sich aus drei Teilgelenken zusammen, die durch den Oberarmknochen (Humerus), die Speiche (Radius) und die Elle (Ulna) gebildet werden.

 

Struktur und Funktion des Ellenbogengelenks

Die einzigartige Kombination dieser Teilgelenke, unterstützt durch einen ausgewogenen Muskelapparat sowie einen intakten Kapsel-Band-Apparat, ermöglicht die vielseitige Beweglichkeit des Vorderarms. Dieses Zusammenspiel ist essenziell für die Alltagsbewegungen sowie sportliche Aktivitäten.

 

Bedeutung der Muskelgruppen

Für die Entstehung des Tennisellenbogens sind insbesondere die Extensoren des Unterarms von Interesse. Diese Muskelgruppen ermöglichen die Streckung und Auswärtdrehung von Hand und Fingern. Zu den relevanten Muskeln zählen:

 

 

  • Extensor carpi radialis
  • Extensor carpi ulnaris
  • Extensor digitorum
  • Supinator 
 

Diese Muskeln nehmen ihren Ursprung in einem gemeinsamen Sehnenkomplex, dem sogenannten Common Flexor Tendon (CFT) oder der gemeinsamen Extensoren-Sehne. Dieser Sehnenkomplex ist der Hauptstabilisator des Ellenbogens und verankert die Muskeln am Oberarmknochen, speziell an der lateralen Epicondyle.

Bedeutung der Sehnen-Knochen-Verbindung

Die Übergänge von den Sehnen zum Knochen sind in verschiedene Zonen unterteilt, wobei beim Tennisellenbogen insbesondere die Zone 2 von Interesse ist. Diese besteht aus Faserknorpel und robustem Gewebe, das weniger durchblutet ist. Die geringe Durchblutung kann zwar plötzliche Zugbelastungen abfedern und so direkte Schäden am Sehnengewebe minimieren, begünstigt jedoch bei chronischer Überbeanspruchung Verletzungen und krankhaften Umbau des Gewebes.

 

 

Durch das Verständnis der komplexen Struktur des Ellenbogengelenks und der damit verbundenen Muskulatur und Sehnen können wir besser nachvollziehen, wie es zur Entwicklung eines Tennisellenbogens kommt und welche Faktoren zur Prävention und Behandlung beitragen können

Behandlung und Therapie eines Tennisellenbogens

Konservative Behandlungsmaßnahmen

Die meisten Fälle von Tennisellenbogen können mit nicht-invasiven Methoden behandelt werden. Zu den ersten Schritten gehören in der Regel:

Ruhe: Die Reduzierung von Aktivitäten, die Schmerzen verursachen, kann Entzündungen und Schmerzen signifikant verringern. Dies ist vor allem im akuten Zustand und bei Entzündungszeichen wie Wärme und Schwellung zu beachten.

Bewegungstherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Unterarmmuskulatur spielen eine zentrale Rolle in der Therapie des Tennisellenbogens. Ein Sporttherapeut kann individuell angepasste Übungsprogramme entwickeln, die zur Heilung beitragen und zukünftigen Verletzungen vorbeugen.

Medikamentöse Therapie: Die Verwendung von entzündungshemmenden Medikamenten (NSAIDs) kann vorübergehend zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen beitragen. Es ist jedoch wichtig, diese Medikamente gemäß den Anweisungen eines Arztes einzunehmen.

Spezifische Behandlungsmethoden

Für Fälle, die auf konservative Maßnahmen nicht ansprechen, stehen spezifischere Behandlungsoptionen zur Verfügung:

Kortikosteroid-Injektionen: Diese können direkt in den betroffenen Bereich appliziert werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen kurzfristig zu lindern. Allerdings ist der langfristige Nutzen dieser Methode umstritten und sollte mit einem Arzt diskutiert werden.

Ultraschalltherapie: Die Anwendung von Ultraschallwellen kann dazu beitragen, den Heilungsprozess zu beschleunigen, indem sie die Durchblutung im betroffenen Bereich erhöhen und Entzündungen reduzieren.

Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT): Diese Methode nutzt Schallwellen, um die Heilung von Sehnengewebe zu fördern und Schmerzen zu reduzieren. Die Wirksamkeit von ESWT wird noch erforscht, zeigt jedoch in einigen Fällen positive Ergebnisse.

Chirurgische Optionen

In seltenen Fällen, in denen ein Tennisellenbogen auf konservative Behandlungen nicht anspricht und erhebliche Schmerzen oder Funktionsstörungen persistieren, kann eine operative Behandlung in Betracht gezogen werden. Die chirurgische Therapie zielt darauf ab, beschädigtes Sehnengewebe zu entfernen und die Heilung zu fördern. Die Entscheidung für eine Operation sollte nach einer gründlichen Bewertung durch einen Facharzt und unter Berücksichtigung aller anderen verfügbaren Optionen getroffen werden.

 

Abschließende Gedanken

 

Die erfolgreiche Behandlung des Tennisellenbogens erfordert eine Kombination aus Geduld, disziplinierter Anwendung der empfohlenen Therapien und gegebenenfalls Anpassungen der Aktivitäten oder Techniken, die zur Entwicklung der Erkrankung beigetragen haben. Es ist entscheidend, dass Betroffene eng mit Gesundheitsfachkräften zusammenarbeiten, um einen individuell angepassten Behandlungsplan zu entwickeln und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. 

Wie kann die Osteopathie bei einem Tennisellenbogen helfen?

Bei fast allen unseren Patient:innen ist das Tippen auf der Tastatur ein Hauptproblem. Die Hand wird dauerhaft in einer Streckposition gehalten, sodass die Sehnen ständig unters Spannung stehen. Eine ergonomische Anpassung der Armposition ist hier unerlässlich. Zum Beispiel eine Polsterung unter den Handgelenken kann sehr hilfreich sein. Aber auch eine gewisse Achtsamkeit der Körperhaltung gegenüber ist wichtig. So wie bei verspannter Nackenmuskulatur darauf geachtet werden muss, die Schultern hängen zu lassen, muss beim Tennisellenbogen darauf geachtet werden, dass die Hände während des Tippens auch Ruhepausen haben und nicht ständig hochgezogen werden.

Neben der Behandlung von körperlichen Dysfunktionen, die bei diesem Beschwerdebild meist im Bereich des Handgelenks oder der Schulter zu finden sind, legen wir großen Wert auf die Ausübungen von Kräftigungs- und Dehnübungen. Mit unserem sportwissenschaftlichen Hintergrund sind wir überzeugt, dass Bewegung ein wichtiger Aspekt auf dem Weg der Heilung ist.

 

Mithilfe der Übungen soll verspannte Muskulatur gelockert und muskuläre Dysbalancen ausgeglichen werden. Wir haben die folgenden Übungen mit großer Sorgfalt ausgewählt und erprobt. Ich selbst habe an einem Tennisellenbogen gelitten und kann die Übungen wärmstens empfehlen. 

Übungen gegen einen Tennisellenbogen

Wie bereits gesagt, ist ein Gleichgewicht der Muskulatur des Unterarms anzustreben. Wir vergessen dabei häufig, dass das Handgelenk nicht nur beugt und streckt, sondern auch dreht (nach innen UND außen) und zur Seite bewegt (Abduziert). Führen Sie die folgenden Übungen durch und erkennen Sie selbst, wo Ihre Schwachstelle ist – die jeweilige Übung wird Ihnen besonders schwerfallen. Ein auftretender Schmerz ist dabei wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Dieser sollte sich in einem erträglichen Rahmen befinden. Vermeiden Sie sehr starke Schmerzen. Führen Sie die Bewegungen vor allem langsam und kontrolliert durch. Führen Sie jeden Bewegung 15 mal durch und das 2 mal am Tag. Regelmäßigkeit ist der Weg zur Besserung.

Palmarflexion

Dorsalextension

Pronation

Supination

Ulnarabduktion

Radialabduktion

Kombinationsbewegung

Diese Bewegung ist komplex und kombiniert alle vorherigen Bewegungen miteinander. Als besonders Effektiv zur Behandlung von Mikrotraumata im Sehnengewebe hat sich das exzentrische  Training erwiesen. Dieses alleine durchzuführen erfordert ein gutes Körpergefühl und Sportaffinität. Kommen Sie zu uns in die Praxis, wir helfen Ihnen bei Bedarf!

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Wie lange dauert es, bis ein Tennisellenbogen abheilt?

Wie beim Golferellenbogen, heilt auch der Tennisellenbogen meist auch von selbst innerhalb von 6 bis 12 Monaten ab. Trotzdem sind eine Intervention und Behandlung gerade am Anfang der Erkrankung am sinnvollsten. Gerade wenn Sie im Alltag Einschränkungen erleben, sollten Sie sich professionellen Rat holen.

Zusammenfassung

Der Tennisellenbogen, medizinisch Epicondylitis radialis humeri genannt, ist eine Sehnenentzündung, die durch Überbeanspruchung entsteht und vorwiegend Unterarmsehnen betrifft, die am äußeren Ellenbogen ansetzen. Obwohl sein Name auf Tennisspieler hinweist, sind nicht nur diese, sondern auch Personen mit beruflichen oder freizeitlichen Aktivitäten, die wiederholende Hand- und Fingerbewegungen erfordern, betroffen. Die Symptome, wie Schmerz und Empfindlichkeit am Ellenbogen, entwickeln sich schleichend und können sich ohne Behandlung verschlimmern. Schmerzen verstärken sich oft bei Greifbewegungen oder Armstreckung und können sich entlang des Unterarms ausbreiten. Zudem kann es zu Schwäche in Hand und Handgelenk kommen, was alltägliche Aktivitäten erschwert. Risikofaktoren umfassen repetitive berufliche Tätigkeiten und bestimmte Sportarten. Die Anatomie des Ellenbogens spielt eine entscheidende Rolle im Verständnis der Erkrankung, wobei Überlastung der Sehnen häufige Ursache ist. Vorbeugung und Behandlung, einschließlich Anpassungen der Arbeitsgewohnheiten, Dehnübungen und ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung, sind essentiell. Osteopathie kann durch die Identifikation und Behandlung zugrundeliegender Spannungen helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen.