Osteopathie bei Schulterschmerzen

Viele unserer Patient:innen, insbesondere die Sporttreibenden, haben irgendwann mit Schulterschmerzen zu kämpfen. Ein Problem, dass viele betrifft und wovor auch Therapeuten nicht gefeit sind…

Inhalt

Osteopathie bei Schulterschmerzen

Was sind Schulterschmerzen und wie entstehen sie?

Unter Schulterschmerzen versteht man Schmerzen und Unbehagen im Schultergelenk, also die Verbindung zwischen Schulterblatt und Oberarmknochen. Schulterschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, von dem Menschen aller Altersgruppen betroffen sind. Die Beschwerden können von einem leichten Unbehagen bis hin zu starken Schmerzen reichen, die den Lebensalltag erheblich einschränken können. Diese Art von Schmerzen kann plötzlich auftreten, etwa durch eine Verletzung, oder sich allmählich entwickeln, beispielsweise durch altersbedingte Abnutzung oder übermäßige Belastung.

Was ist das Besondere am Schultergelenk?

Das Schultergelenk, ist das Gelenk mit dem größten Freiheitsgrad menschlichen Körper. Kein anderes Gelenk hat so einen großen Bewegungsradius wie das Schultergelenk. Dies wird ermöglicht, durch die kleine Kontaktfläche (ca. 10 cm2) zwischen den beiden Gelenkspartnern Glenoid (Schultergelenkpfanne) und Humeruskopf (Oberarmknochen) bei gleichzeitig großer potenzieller Gelenkfläche es Humeruskopfes (ca. 20 cm2). Durch die Schulter-umspannende Muskulatur kann diese Gelenkfläche im Optimalfall ganz ausgenutzt und der Arm gedreht, gehoben und hinter den Rücken bewegt werden. 

Diese Freiheit hat jedoch ihren Preis: es sind rund 10 große Muskeln* maßgeblich an den Bewegungen der Schulter beteiligt. Sie bilden einen sensiblen Halteapparat, der den Oberarmknochen in seiner Pfanne hält. Wenn einer dieser Muskeln seine Spannung verändert, hat dies eine unmittelbare Auswirkung auf die anderen Muskeln dieser Gruppe.

Die Muskeln der Rotatorenmanschette sind hier besonders anfällig und führen bei einer Spannungsänderung zu einer Dezentralisierung des Humeruskopfes in seiner Pfanne. Dies ist dann meist mit Schmerzen und/oder einem Engegefühl im Schultergelenk verbunden. Der medizinische Fachbegriff dafür lauter „Schulter-Impingement“. 

Doch warum verändert sich die Spannung dieser Muskeln? Ursachen dafür finden Sie im nächsten Kapitel.

 

* Rotatorenmanschette: 

  • M. supraspinatus
  • M. infraspinatus
  • M. teres minor
  • M. sub-scapularis

 weitere, Schulter-umspannende Muskeln: 

  • M. deltoideus
  • M. pectoralis
  • M. latissimus dorsi
  • M. teres major
  • M. biceps brachii
  • M. triceps brachii

Ursachen von Schulterschmerzen

Verletzungen und Trauma

Traumatische Ereignisse, wie Stürze oder Unfälle, können zu Verletzungen der Schulter führen. Dazu gehören Brüche, Verstauchungen, Zerrungen und Sehnenrisse. Solche Verletzungen sind oft mit akuten Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit verbunden.

Degenerative Erkrankungen

Mit zunehmendem Alter kann die Abnutzung der Gelenke zu Schulterschmerzen führen. Arthrose ist eine häufige Ursache für chronische Schulterschmerzen bei älteren Menschen.

Überbeanspruchung und Fehlhaltungen

Langfristige Überbeanspruchung, etwa durch berufliche Tätigkeiten oder bestimmte Sportarten, kann zu Schulterschmerzen führen. Auch Fehlhaltungen, insbesondere bei langer Bildschirmarbeit, tragen dazu bei.

Erkrankungen und Entzündungen

Bestimmte Erkrankungen wie Rheuma oder Tendinitis (Sehnenentzündung) können ebenfalls Schulterschmerzen verursachen. Entzündungen in der Schulter führen oft zu Schmerzen und Steifheit.

Stress

Wie immer kann Stress auch zu Beschwerden in Schulter führen. Menschen die ihre Arme an den Rumpf pressen, bekommen irgendwann Schulterschmerzen.

Schulterschmerzen richtig diagnostizieren

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die ersten Hinweise zur Diagnose von Schulterschmerzen, können im Anamnesegespräch gefunden werden. Gab es einen Auslöser und kamen die Schmerzen plötzlich oder sind sie schleichend entstanden? Eine gründliche körperliche Untersuchung hilft, die Schmerzquelle zu lokalisieren und die Schwere der Beschwerden zu bewerten. Verschiedene Beweglichkeitstests lassen darauf schließen, welche Strukturen im Schultergelenk betroffen sind und möglicherweise für die Beschwerden verantwortlich sind.

Bildgebende Verfahren

Um eine genauere Diagnose zu stellen, können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT eingesetzt werden. Diese helfen, strukturelle Schäden oder degenerative Veränderungen in der Schulter sichtbar zu machen.

Labortests

In einigen Fällen können auch Bluttests notwendig sein, um entzündliche Prozesse oder andere Erkrankungen – wie z.B. rheumatische Erkrankungen als Ursache für die Schulterschmerzen auszuschließen.

Behandlung von Schulterschmerzen

Je nach Beschwerdebild können unterschiedliche Maßnahmen zu einer Verbesserung der Beschwerden führen. Bei entzündlichen Prozessen können Medikamente oder Schmerzmittel hilfreich sein. Operative Eingriffe sind nach Verletzungen mit strukturellen Defekten sinnvoll.

Ziel jeder Behandlungsmethode ist es, die Funktion und damit auch die Beweglichkeit des Schultergelenks weitgehendst wiederherzustellen. Physiotherapie, Krankengymnastik und Rehabilitation sind Maßnahmen, die dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen.

Osteopathie bei Schulterschmerzen

Auch im Rahmen der Osteopathie ist es unser Ziel, die Funktion und Beweglichkeit des Schultergelenks wiederherzustellen. Die verspannten Strukturen (Muskeln, Sehnen, Bänder, Faszien etc.) werden exakt herausgetestet und das Problem in Relation zum restlichen Körper betrachtet. So können häufig auch Spannungen aus dem Brustkorb oder der Halswirbelsäule zu Problemen in der Schulter führen. Diese werden in die Behandlung mit integriert, um den Körper ganzheitlich zu therapieren.

Tatsächlich können wir bei den meisten Patient:innen jedoch Probleme im Bereich der Rotatorenmanschette feststellen. Angespannte Muskeln müssen dann gelockert werden und deren Gegenspieler gekräftigt werden.

Auch innere Anspannung kann zu einer Art Verkrampfung der Muskulatur führen. Wenn Sie sich dabei beobachten können, wie sie häufig den Oberarm an den Körper pressen, ist das ein Hinweis für innere Konflikte, die über den Körper ausgedrückt werden.

Die ganzheitliche Betrachtungsweise in der Osteopathie, versucht all diese Aspekte in die Behandlung mit einzubeziehen.Mit unserem Schulterprotokoll überprüfen wir nicht nur auf schmerzhafte oder geschädigte Strukturen, sondern testen auch, wie gut Ihre Schulter in alltäglichen Bewegungen funktionieren.  

Übungen gegen Schulterschmerzen

Wie bereits gesagt, ist ein Gleichgewicht der Muskulatur des Rotatorenmanschette anzustreben. Die vorgestellten Übungen dienen gleichzeitig als Dehnung und Kräftigung – Sie sparen also Zeit, wenn Sie diese fleißig ausführen ;). Führen Sie die folgenden Übungen durch und erkennen Sie selbst, wo Ihre Schwachstelle ist – die jeweilige Übung wird Ihnen besonders schwerfallen. Ein auftretender Schmerz ist dabei wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Dieser sollte sich in einem erträglichen Rahmen befinden. Vermeiden Sie sehr starke Schmerzen. Führen Sie die Bewegungen vor allem langsam und kontrolliert durch. Führen Sie jeden Bewegung 15 mal durch und das 2 mal am Tag. Regelmäßigkeit ist der Weg zur Besserung.

Warm-Up

Stellen Sie sich vor, Ihr Schultergürtel sei ein nasses Handtuch, dass Sie auswringen. Drehen Sie den einen Arm und Schulter so weit es geht nach innen, währen die andere Seite so weit wie möglich nach außen dreht.

Schulter-Öffnung

Hüfte über den Knien und die Brust so tief wie möglich bringen. Arme gestreckt und Gewicht eher auf der Handaußenkante gelagert. Abwechseln einen Arm heben, während die andere Hand in den Boden drückt. Oben 2 Sekunden halten.

Überzüge

Bank liegt unter der BWS, Becken tief. Arme nur leicht gebeugt so weit es geht nach hinten ziehen lassen und kontrolliert wieder überkopf bringen.

Kräftigung Außenrotatoren

Hier besonders langsam Arbeiten. Wichtig: Ende des Oberarm liegt auf dem Knie. Oberkörper zeigt weg vom Knie. Volles Bewegungsmaß nutzen.

Dehnung Supraspinatus

Der Supraspinatus Muskel mit seiner Sehne ist häufigsten beim sog. Schulterimpingement betroffen. Diesen zu dehnen, schafft häufig eine rasche Verbesserung. Aber Vorsicht: bei einem entzündlichen Prozess darf nicht zu viel gedehnt werden. Lassen Sie die Hand durch den Zug des Gummibands nach oben ziehen. Haben Sie nur ein Handtuch oder Gürtel, gehen Sie in die Knie, sodass eine Dehnung eintritt. 

Zusammenfassung

Schulterschmerzen sind häufig sehr hartnäckig und aufgrund der Komplexität des Gelenks mit seinen vielen Muskeln auch nicht leicht zu behandeln. Eine strukturierte Untersuchung ist wichtig, um genau herauszufinden, wo das Problem liegt. Um nachhaltig beschwerdefrei zu bleiben, sind regelmäßige Übungen wie Kräftigungsübungen und Dehnungen unabdingbar. Wir helfen Ihnen auf diesen Weg und zeigen Ihnen, welche Übungen, bei Ihrem persönlichen Befund, am besten geeignet sind.

Falls Sie fragen haben, kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne!