Osteopathie bei Golferellenbogen

Der Golferellenbogen, auch bekannt als Epicondylitis ulnaris humeri, ist eine Form der Sehnenentzündung. Es handelt sich um eine Erkrankung, die durch Überbeanspruchung entsteht und vor allem die Sehnen des Unterarms betrifft, die am inneren Teil des Ellenbogens ansetzen. Typischerweise verursacht sie Schmerzen und Empfindlichkeit an der Innenseite des Ellenbogens, die sich beim Greifen oder Beugen des Arms verstärken können. Der Golferellenbogen ist dem Tennisellenbogen sehr ähnlich, allerdings sind die Symptome beim Golferellenbogen auf die Innenseite des Ellenbogens konzentriert, während sie beim Tennisellenbogen auf der Außenseite auftreten.

Inhalt

Osteopathie bei Golferellenbogen

Symptome eines Golferellnbogens

Der Golferellenbogen, medizinisch als Epicondylitis ulnaris humeri bekannt, ist eine schmerzhafte Erkrankung, die durch Überbeanspruchung oder repetitive Belastung der Sehnen des Unterarms verursacht wird. Diese Sehnen verbinden die Muskeln des Unterarms mit dem inneren Knochen des Ellenbogens. Anders als der Name vermuten lässt, betrifft dieser Zustand nicht nur Golfer, sondern auch Personen, die durch ihre beruflichen Aktivitäten oder Hobbys repetitive Bewegungen des Handgelenks und der Finger ausführen.

Die Symptome des Golferellenbogens entwickeln sich schleichend und verschlimmern sich oft über Wochen oder Monate. Anfangs mag der Schmerz mild und sporadisch auftreten, kann sich jedoch ohne Behandlung verstärken und zu einer dauerhaften Beeinträchtigung führen. Das primäre Symptom ist ein anhaltender Schmerz an der Innenseite des Ellenbogens, der sich entlang des Unterarms bis hin zur Hand ausbreiten kann. Dieser Schmerz tritt typischerweise auf, wenn man Objekte greift oder hebt, und kann sich bei Bewegungen wie Drehen des Handgelenks oder Beugen der Finger verstärken.

Neben dem Schmerz können Betroffene auch eine Schwäche in Hand und Handgelenk erleben, was die Ausführung alltäglicher Aktivitäten wie das Halten einer Tasse oder das Drehen eines Schlüssels erschweren kann. Steifheit im Ellenbogen am Morgen oder nach Perioden der Inaktivität ist ebenfalls ein häufiges Symptom. In einigen Fällen kann es zu einer Schwellung oder einem Druckgefühl an der betroffenen Stelle kommen, obwohl dies weniger häufig ist.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Symptome des Golferellenbogens sich nicht auf den Ellenbogen beschränken müssen. Sie können sich entlang der Sehnen des Unterarms ausbreiten und zu einem Gefühl der Müdigkeit oder Schwäche in der Hand führen. Die genaue Ursache für den Schmerz und die Entzündung bei einem Golferellenbogen ist nicht immer klar, wird aber oft mit Überbeanspruchung oder mit einer schlechten Technik bei wiederholten Bewegungen in Verbindung gebracht. Frühe Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um eine Verschlimmerung der Symptome zu verhindern und die Heilung zu fördern.

Ursachen des Golferellenbogens

Berufliche Belastung als Ursache?

Interessanterweise manifestiert sich der Golferarm oft in einem Lebensabschnitt, in dem die meisten Menschen beruflich sehr aktiv sind. Besteht also ein Zusammenhang zwischen den Anforderungen der modernen Arbeitswelt und Ellenbogenschmerzen? Tatsächlich zählen zu den Risikogruppen besonders jene Berufsgruppen, die regelmäßig

  • Schraubbewegungen durchführen,
  • schwere Lasten heben oder
  • den Arm über längere Zeiträume wiederholt beugen.


Sportliche Aktivitäten als Risikofaktor

Neben bestimmten beruflichen Tätigkeiten tragen auch verschiedene Sportarten zur Überbeanspruchung der Beugemuskeln und des Ellenbogens bei.

Golfspielerinnen und -spieler erfahren eine starke Belastung der Hand und der Unterarmbeugemuskulatur durch die dynamische Kraft beim Abschlag.

Kletternde beanspruchen ihre Unterarmmuskulatur häufig und intensiv, was das Risiko für Überlastungsschäden erhöht.

Die Bezeichnung Werferellenbogen kommt nicht von ungefähr, da in vielen Wurf- und Stoßsportarten abrupte Bewegungen den Arm im Bereich der Beugemuskeln belasten können.

Interessanterweise sind viele Betroffene keine aktiven Golfer oder Leichtathleten. Der Alltag vieler Patienten beinhaltet Tätigkeiten wie Holzhacken, Malen, Hämmern, Autoreparatur, Kochen mit intensiver Lebensmittelvorbereitung oder langen Stunden der PC-Arbeit mit intensivem Tippen.

Anatomie des Ellenbogens

Tiefgehender Einblick in die Anatomie des Ellenbogens: Gelenke, Muskeln und Sehnen

Um die Vorgänge bei einer medialen Epicondylitis, auch Golferellenbogen genannt, im Ellenbogen zu verstehen, ist es hilfreich, die anatomischen Grundlagen zu kennen. Das Ellenbogengelenk, ein  komplexes Drehscharniergelenk, setzt sich aus drei Teilgelenken zusammen, die durch den Oberarmknochen (Humerus), die Speiche (Radius) und die Elle (Ulna) gebildet werden.

Struktur und Funktion des Ellenbogengelenks

Die einzigartige Kombination dieser Teilgelenke, unterstützt durch einen ausgewogenen Muskelapparat sowie einen intakten Kapsel-Band-Apparat, ermöglicht die vielseitige Beweglichkeit des Vorderarms. Dieses Zusammenspiel ist essenziell für die Alltagsbewegungen sowie sportliche Aktivitäten.

Bedeutung der Muskelgruppen

Für die Entstehung des Golferellenbogens sind insbesondere die Flexoren und Pronatoren des Unterarms von Interesse. Diese Muskelgruppen ermöglichen die Beugung und die Einwärtsdrehung von Unterarm, Hand und Fingern. Zu den relevanten Muskeln zählen:

  • Pronator teres (der runde Einwärtsdreher),
  • Flexor carpi radialis (der speichenseitige Handbeuger),
  • Palmaris longus (der lange Hohlhandmuskel),
  • Flexor carpi ulnaris (der ellenseitige Handbeuger) und
  • Flexor digitorum superficialis (der oberflächliche Fingerbeuger).

Diese Muskeln nehmen ihren Ursprung in einem gemeinsamen Sehnenkomplex, dem sogenannten Common Flexor Tendon (CFT) oder der gemeinsamen Flexoren-Sehne. Dieser Sehnenkomplex ist der Hauptstabilisator des Ellenbogens und verankert die Muskeln am Oberarmknochen, speziell an der medialen Epicondyle.

Bedeutung der Sehnen-Knochen-Verbindung

Die Übergänge von den Sehnen zum Knochen sind in verschiedene Zonen unterteilt, wobei beim Golferellenbogen insbesondere die Zone 2 von Interesse ist. Diese besteht aus Faserknorpel und robustem Gewebe, das weniger durchblutet ist. Die geringe Durchblutung kann zwar plötzliche Zugbelastungen abfedern und so direkte Schäden am Sehnengewebe minimieren, begünstigt jedoch bei chronischer Überbeanspruchung Verletzungen und krankhaften Umbau des Gewebes.

Durch das Verständnis der komplexen Struktur des Ellenbogengelenks und der damit verbundenen Muskulatur und Sehnen können wir besser nachvollziehen, wie es zur Entwicklung eines Golferellenbogens kommt und welche Faktoren zur Prävention und Behandlung beitragen können.

Wieso überlasten die Sehnen bei einem Golferellenbogen?

Der Golferarm entsteht durch eine permanente Reizung des Sehnenansatzes am Ellenbogen, der die Unterarmmuskulatur kontrolliert. Hauptursache für diese kontinuierliche Reizung sind die dauerhaften Überlastungen der Muskeln, oft bedingt durch repetitive Beugungen im Berufsalltag und in der Freizeit.

Die Rolle der Arbeitsgewohnheiten

Vor allem langandauerndes Sitzen vor dem Computer, intensives Tippen und die ständige Bedienung der Maus führen dazu, dass die Handflächen repetitiv in Richtung Handgelenk gebeugt werden. Dieses wiederholte Muster fordert insbesondere die genannten Muskelgruppen, die für eine optimale Funktion eine vielseitige Bewegung des Ellenbogengelenks benötigen. Durch monotone Schreibtischarbeiten, bei denen das Ellenbogengelenk häufig im 90-Grad-Winkel verharrt, verkürzen sich die Beugemuskeln zunehmend, während das Bindegewebe um die Muskeln, die Faszien, beginnt zu verfilzen. Gleichzeitig ist die Gegenseite, also die Muskeln, die für die Streckung verantwortlich sind, gezwungen, entgegenzuwirken, um einen Ausgleich zu schaffen.

Folgen für den Ellenbogen

Diese ständige Anspannung erhöht unweigerlich die Belastung auf den Ellenbogen, insbesondere die Zugkraft, mit der die Sehne am Knochen zieht. Erreicht die Belastung einen Punkt, an dem sie die Reparaturfähigkeit des Körpers übersteigt, entstehen kleinste Verletzungen (Mikrotraumata) in Muskulatur und Sehne an den Knochenübergängen. Die Knochenhaut kann sich leicht ablösen, was zu entzündlichen Veränderungen führt. Wenn diese permanente Überbelastung durch berufliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel das ständige Klicken mit der Maus, ausgelöst wird, sprechen viele auch vom „Mausarm“.

Vorbeugung und Maßnahmen

Um den Golferarm zu vermeiden oder die Beschwerden zu lindern, ist es entscheidend, die Arbeitsgewohnheiten anzupassen. Regelmäßige Pausen, Dehnübungen und die bewusste Ausrichtung des Arbeitsplatzes können dazu beitragen, die Belastung der betroffenen Muskelgruppen zu reduzieren. Ebenso wichtig ist es, für eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes zu sorgen, die eine natürlichere Haltung und Bewegung der Arme und Hände ermöglicht.

Durch das Verständnis der Ursachen und die Anwendung präventiver Maßnahmen kann der Golferarm effektiv vermieden oder zumindest in seinen Auswirkungen gemindert werden. Eine ausgewogene Bewegung und die Vermeidung einseitiger Belastungen sind der Schlüssel zu gesunden Muskeln und Sehnen rund um den Ellenbogen.

Wie kann die Osteopathie bei einem Golferellenbogen helfen?

Wie bei allen anderen Beschwerden, versuchen wir in der Osteopathie nach den Ursachen eines Problems zu suchen. Dabei wird der gesamte Körper in die Behandlung mit einbezogen und nach möglichen Gründen für eine Fehlspannung im Unterarm getestet. Häufig sind Befunde in der „Membrana interossea“ zu finden; eine Faszienstruktur, die zwischen Elle und Speiche gespannt ist. Aber auch Befunde in der Handwurzel, der Ellenbogenspitze und dem Trizepsmuskel sind häufig zu finden. Daneben können auch muskuläre Dysbalancen aus dem Schultergelenk zu  einer Überbeanspruchung des Ellenbogen führen. Gerade bei Sportlern, ist eine instabile Schulter meist verantwortlich für Ellenbogenprobleme. Durch die Normalisierung der Spannungen in diesen Bereichen und Ausgleichen von Dysbalancen, wird das geschädigte Gewebe wieder entlastet und ein Heilungsprozess kann stattfinden. 

Ich habe selbst an einem Golferellenbogen gelitten – beidseits (Tennisellenbogen auch, links). Neben der osteopathischen Behandlung waren vor allem Übungen, wie Dehnung und Kräftigung essentiell, um wieder Beschwerdefrei zu werden. Je früher etwas gegen die Beschwerden unternommen wird, desto besser! Die Mikroverletzungen in den Sehnen dürfen nicht voranschreiten, sonst wird das Problem immer schlimmer. Eine völlige Schonung ist in dem Bereich kaum möglich, und Sie sollten Ihrem Alltag nachgehen. Extrem Schmerzhafte Bewegungen sollten aber vermieden werden. 

Bei mir selbst und behandelten Patient:innen konnte auch immer eine Ungleichgewicht der Muskulatur im Unterarm festgestellt werden, welche das Problem weiter begünstigte. Selbst Menschen mit sehr starken Unterarmen und starker Griffkraft sind davor nicht gefeit. Die Balance der Muskulatur scheint hier besonders wichtig zu sein. Die folgenden Übungen haben mir und anderen Betroffenen sehr geholfen.

Übungen gegen einen Golferellenbogen

Wie bereits gesagt, ist ein Gleichgewicht der Muskulatur des Unterarms anzustreben. Wir vergessen dabei häufig, dass das Handgelenk nicht nur beugt und streckt, sondern auch dreht (nach innen UND außen) und zur Seite bewegt (Abduziert UND Adduziert). Führen Sie die folgenden Übungen durch und erkennen Sie selbst, wo Ihre Schwachstelle ist – die jeweilige Übung wird Ihnen besonders schwerfallen. Ein auftretender Schmerz ist dabei wahrscheinlich nicht zu vermeiden. Dieser sollte sich in einem erträglichen Rahmen befinden. Vermeiden Sie sehr starke Schmerzen. Führen Sie die Bewegungen vor allem langsam und kontrolliert durch. Führen Sie jeden Bewegung 15 mal durch und das 2 mal am Tag. Regelmäßigkeit ist der Weg zur Besserung.

Palmarflexion

Dorsalextension

Pronation

Supination

Ulnarabduktion

Radialabduktion

Kombinationsbewegung

Diese Bewegung ist komplex und kombiniert alle vorherigen Bewegungen miteinander. Als besonders Effektiv zur Behandlung von Mikrotraumata im Sehnengewebe hat sich das exzentrische  Training erwiesen. Dieses alleine durchzuführen erfordert ein gutes Körpergefühl und Sportaffinität. Kommen Sie zu uns in die Praxis, wir helfen Ihnen bei Bedarf!

Osteopathie bei Schulterschmerzen

Schulter

Ist die Schulter das Problem für Ihre Beschwerden? Lesen Sie hier weiter: Schulterschmerzen

Zusammenfassung

Der Golferellenbogen, medizinisch Epicondylitis ulnaris humeri genannt, ist eine Sehnenentzündung, die durch Überbeanspruchung entsteht und vorwiegend Unterarmsehnen betrifft, die am inneren Ellenbogen ansetzen. Obwohl sein Name auf Golfspieler hinweist, sind nicht nur diese, sondern auch Personen mit beruflichen oder freizeitlichen Aktivitäten, die wiederholende Hand- und Fingerbewegungen erfordern, betroffen. Die Symptome, wie Schmerz und Empfindlichkeit am Ellenbogen, entwickeln sich schleichend und können sich ohne Behandlung verschlimmern. Schmerzen verstärken sich oft bei Greifbewegungen oder Armbeugungen und können sich entlang des Unterarms ausbreiten. Zudem kann es zu Schwäche in Hand und Handgelenk kommen, was alltägliche Aktivitäten erschwert. Risikofaktoren umfassen repetitive berufliche Tätigkeiten und bestimmte Sportarten. Die Anatomie des Ellenbogens spielt eine entscheidende Rolle im Verständnis der Erkrankung, wobei Überlastung der Sehnen häufige Ursache ist. Vorbeugung und Behandlung, einschließlich Anpassungen der Arbeitsgewohnheiten, Dehnübungen und ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung, sind essentiell. Osteopathie kann durch die Identifikation und Behandlung zugrundeliegender Spannungen helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen.