Osteopathie und Emotionen

Inhalt

Einleitung

In der osteopathischen Praxis finden wir als Behandelnde immer wieder Stellen im Körper, die sich gänzlich vom restlichen Körper unterscheiden. Die haptische Qualität des Gewebes, die wir in die Hände bekommen, variiert von „elektrisiert“, „schwer“, „aufgebläht“, „leer“, „träge“ bis hin zu „leblos“. Das sind alles negativ konnotierte Begriffe, die man nicht mit seinem eigenen Körper in Verbindung bringen möchte. Doch genau hier, an diesen Stellen, sind häufig unverarbeitete Emotion oder Erinnerungen im Körper gespeichert, die es sich zu behandeln lohnt. Wenn Patient/innen dann gefragt werden, wie sich diese Stelle denn anfühle, erhält man häufig eine überraschend ähnliche Beschreibung oder Wahrnehmung des eigenen Körpers. Meist wird der Fokus auf diese Körperregion von einem Unwohlsein begleitet. Beim Behandeln kann das in einen sogenannten „emotional release“ münden, dem ein Befreiungs- oder Entlastungsgefühl folgt. Woher kommen diese Befunde und was haben unsere Emotionen damit zu tun? Diese und weitere Fragen möchten wir im Folgenden beantworten.

Vorab: die geschilderten Prozesse sind rein subjektive Erfahrungen, die wir in unserer praktischen Arbeit mit Patient/innen gemacht haben. Wir versuchen diese mit einem theoretischen Hintergrund zu erklären und den Behandlungsvorgang zu beschreiben, damit Sie eine Idee davon bekommen, wie wir mit derartigen Befunden in der Osteopathie umgehen. 

Was sind Emotionen?

Osteopathie und Emotionen

 

Was sind Gefühle/Emotionen? Eine einfache Frage, von der jeder behaupten würde, zu wissen, wovon die Rede ist, oder? Jeder Mensch erlebt sie tagtäglich mehrfach in unterschiedlichster Ausprägung und Intensität.  Doch was sind sie genau? Was passiert da innerlich in unserem Körper und was machen Sie überhaupt für einen Sinn?

 

 

 

 

Es gibt unterschiedliche Definitionen von Emotionen. Sehen wir uns ein paar davon an:

Emotionen aus Psychologischer Sicht

Aus psychologischer Sicht werden Emotionen als komplexe Zustände des Bewusstseins definiert, die sich aus der Interaktion subjektiver Erfahrungen, physiologischer Reaktionen und Verhaltensausdrücke zusammensetzen. Sie sind Reaktionen auf bestimmte interne oder externe Ereignisse und haben eine wesentliche Bedeutung für das menschliche Erleben und Handeln.

Emotionen aus Physiologischer Sicht

Aus physiologischer Sicht werden Emotionen als komplexe interne Zustände verstanden, die durch spezifische körperliche Reaktionen charakterisiert sind. Diese umfassen Veränderungen in der Herzfrequenz, Atmung, Schweißproduktion, und anderen autonomen Funktionen, die durch das zentrale und periphere Nervensystem gesteuert werden. Emotionen können auch durch die Aktivierung bestimmter Gehirnareale, insbesondere innerhalb des limbischen Systems – welches Strukturen wie die Amygdala, den Hippocampus, und den präfrontalen Cortex umfasst – identifiziert werden.

Sie dienen dazu, den Körper auf eine schnelle Reaktion vorzubereiten, sei es durch Flucht bei Furcht oder Annäherung bei Freude. Sie modulieren auch das Verhalten durch das Belohnungssystem des Gehirns, welches die Dopaminproduktion beeinflusst und so zu Lernen und Motivation beiträgt. Emotionen sind somit nicht nur subjektive Erfahrungen, sondern auch messbare physiologische Prozesse, die die Interaktion mit der Umwelt beeinflussen und durch sie beeinflusst werden.

Emotionen aus biologischer Sicht

Aus biologischer Sicht sind Emotionen fundamentale, adaptive Reaktionen, die durch evolutionäre Prozesse geformt wurden, um Organismen in ihrer Interaktion mit der Umwelt zu unterstützen. Sie entstehen als Antwort auf interne oder externe Stimuli, die für das Überleben oder die Fortpflanzung als relevant erachtet werden. Emotionen dienen nicht nur der unmittelbaren Anpassung an spezifische Herausforderungen, sondern sind auch zentral für Lernprozesse, Entscheidungsfindungen und die Entwicklung sozialer Bindungen. Sie tragen somit zur biologischen Fitness bei, indem sie Verhaltensweisen fördern, die das Überleben und die Reproduktion des Individuums unterstützen. In ihrer Funktion als evolutionär entwickelte Signale reflektieren Emotionen die tiefgreifende Verbindung zwischen biologischen Prozessen und Umweltinteraktionen und sind essentiell für die Komplexität des menschlichen Verhaltens und sozialen Lebens.

Emotionen aus soziologischer Sicht

Aus soziologischer Sicht werden Emotionen als sozial konstruierte Phänomene betrachtet, die innerhalb eines kulturellen und gesellschaftlichen Kontexts entstehen und durch diesen geformt werden. Emotionen sind nicht nur individuelle Erfahrungen, sondern auch Teil der sozialen Interaktion und Kommunikation, die Rollen, Normen und Werte einer Gesellschaft widerspiegeln und verstärken können. Sie spielen eine wesentliche Rolle in der Aufrechterhaltung sozialer Ordnung, beeinflussen soziale Beziehungen und sind zentral für die Vermittlung von sozialer Zugehörigkeit und Identität. Emotionen sind somit tief in das soziale Gefüge eingebettet und spiegeln die kollektiven Erfahrungen und das kulturelle Verständnis einer Gemeinschaft wider.

Emotionen aus biochemischer Sicht

Aus biochemischer Sicht werden Emotionen als komplexe chemische Reaktionen innerhalb des Nervensystems definiert, die durch neurophysiologische Veränderungen charakterisiert sind und mit Gedanken sowie Verhaltensantworten assoziiert werden. Diese Reaktionen werden durch eine Vielzahl von chemischen Signalen vermittelt, darunter Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin, die eine zentrale Rolle in der Kommunikation zwischen Neuronen spielen. Hormone ermöglichen es verschiedenen Organen miteinander zu kommunizieren und spezifische Reaktionen hervorzurufen, die an die Emotionen gekoppelt sind.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Emotionen als grundlegende Bestandteile der menschlichen Erfahrung angesehen werden, die eine entscheidende Rolle für die individuelle Anpassung, das soziale Verhalten und das Überleben spielen. Sie sind multifaktoriell und beinhalten subjektive, physiologische und verhaltensbezogene Komponenten, die in Wechselwirkung miteinander stehen und durch kulturelle sowie individuelle Erfahrungen geformt werden. Es wird deutlich, dass Emotionen nicht nur „reine Gedanken“ oder „stofflose Gefühle“ sind. Sie sind fest in uns verankert und führen über biochemische Prozesse zu klar messbaren Reaktionen im Körper.

 

Welchen Einfluss haben Emotionen auf unseren Körper?

Emotionen haben einen
tiefgreifenden Einfluss auf unseren Körper, der sich auf verschiedene Weisen äußern
kann. Im Folgenden werden ein paar Beispiele dazu aufgelistet:

  1. Physiologische Reaktionen: Emotionen können unmittelbare physiologische Reaktionen auslösen. Beispielsweise kann Angst zu einer erhöhten Herzrate, schnellerer Atmung und einer Aktivierung des „Kampf-oder-Flucht“-Modus führen, während Freude das Gegenteil bewirken und zu einem Gefühl der Entspannung beitragen kann.
  2. Immunsystem: Forschungen deuten darauf hin, dass langanhaltender Stress und negative Emotionen wie Angst und
    Depression das Immunsystem schwächen können, was uns anfälliger für Krankheiten macht. Positive Emotionen hingegen können die Immunantwort stärken.
  3. Hormonelle Veränderungen: Emotionen beeinflussen die Freisetzung verschiedener Hormone. Stress kann
    beispielsweise zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol führen, während Glück und Zufriedenheit mit einer Erhöhung von Serotonin und Dopamin assoziiert sind, den sogenannten „Glückshormonen“.
  4. Herz-Kreislauf-System: Starke Emotionen, sowohl positiv als auch negativ, können das Herz-Kreislauf-System
    beeinflussen. Chronischer emotionaler Stress ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Hypertonie und Herzinfarkt.
  5. Verdauungssystem: Emotionen können auch die Funktion des Verdauungssystems beeinflussen. Stress und Angst können zu Verdauungsproblemen, einschließlich Magenschmerzen, Durchfall und Reizdarmsyndrom, führen.
  6. Schlafmuster: Negative Emotionen können die Qualität und Dauer des Schlafs beeinträchtigen, während positive Emotionen zu einem erholsameren Schlaf beitragen können.
  7. Gehirnfunktion und Verhalten: Emotionen beeinflussen unsere Entscheidungsfindung, unser Gedächtnis und unsere Konzentrationsfähigkeit. Positive Emotionen können die kognitive Flexibilität und Kreativität fördern, während negative Emotionen diese Prozesse beeinträchtigen können.
 

Zusammenfassend lassen sich Emotionen nicht nur als psychologische Zustände verstehen, sondern sie haben auch bedeutende physiologische Auswirkungen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden des gesamten Körpers beeinflussen. 

Die oben genannten Zusammenhänge beschreiben kurz- und mittelfristige Reaktionen des Körpers auf Emotionen. Es ist für alle nachvollziehbar, dass der Schlaf nach einem Streit mit dem Partner oder der Partnerin nicht erholsam sein wird, oder dass chronischer Stress generell ungesund für unseren Körper ist. Doch wie verhält es sich mit Emotionen oder Erlebnissen, die zum Teil lange in der Vergangenheit liegen und dennoch bei deren Erinnerung, eine körperliche Reaktion zur Folge haben? In der Neuropsychologie hat sich dazu der Begriff des Körpergedächtnis etabliert. 

Wieso stecken Emotionen im Körper fest?

Manche Gefühle, Emotionen oder Erlebnisse mit starkem Affekt scheinen sich im Körper einzubrennen und hier ihren Stempel zu hinterlassen. In der Psychologie wird hier von einem Trauma gesprochen. Dieser Begriff klingt erst einmal sehr schlimm, hat jedoch eine große Bandbreite. Diese reicht von banalen Ereignissen, die vom Individuum subjektiv jedoch als sehr schlimm wahrgenommen wurden, bis hin zu schweren Traumatisierungen mit physischer oder emotionaler Gewalt. Ein Beispiel für ein „kleines Trauma“ wäre ein Kind, dass beim Zoobesuch, getrieben von der Neugier, den Eltern entwischt und auf Selbsterkundung geht. Nach einer Weile möchte es wieder an die Hand genommen werden, findet jedoch niemanden. Das Gefühl von Verlorenheit, Einsamkeit und Angst stellt sich ein. Möglicherweise reagieren die Eltern bei der Wiedervereinigung nicht liebevoll, sondern sind aus Sorge wütend auf das Kind. Von außen betrachtet ist nichts „schlimmes“ passiert, doch das Erlebte kann für das Kind ein Trauma darstellen.

Ein Beispiel aus der Praxis beschreibt das traumatische Erlebnis eines Erwachsenen:

Der Patient erhielt die Nachricht, dass seine Mutter einen Autounfall hatte und im Krankenhaus liegt. In größter Sorge eilt er ins Krankenhaus und verweilt am Bett der komatösen Mutter. Dabei nimmt er eine sehr angespannte Haltung ein und zufällig sitzt er in einem kalten Luftzug, der seinen Hals streift. Während sich die Mutter erholt, entwickelt der Patient über 3 Jahre einen sich immer mehr versteifenden Hals. Jedes Mal, wenn sein Hals von kalter Luft getroffen wird, reagiert sein Körper mit extremer Anspannung, Schmerzen und Unwohlsein.

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis beschreibt eine eher langanhaltende Traumatisierung. Die Patientin litt unter einem Engegefühl im Brustraum und teilweisen Atembeschwerden. Während der Behandlung stellte sich heraus, dass sie die letzten Jahre unter großem Stress litt. Zum einen musste sie sich pflegerisch um einen Elternteil kümmern und zum anderen war ihr Partner aufgrund eines Burnouts ebenfalls mit viel Sorgfalt zu behandeln. Das führte zu Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit im Beruf. Das wiederum hatte zur Folge, dass sie nach einiger Zeit, dort auch noch schlecht behandelt wurde. Die ständige Anspannung und der anhaltende Stress führten zu einer Verkrampfung des Zwerchfells und den erwähnten Symptomen. Auch hier kann von einer Traumatisierung gesprochen werden.

Kennzeichnend für das traumatische Ereignis sind eine überwältigende Flut an (negativen) Emotionen, die den Menschen daran hindern, diese zu verarbeiten und die Erfahrung handelnd zu integrieren.

Wir haben alle schon einmal erlebt, welch starke Reaktion im Körper durch Emotionen ausgelöst werden können. Meist haben wir die Möglichkeit uns zu beruhigen und auf das Erlebte so zu reagieren, dass wir uns nicht mehr bedroht fühlen. Gelingt uns dies nicht, mag es zwar sein, dass die Erinnerungen an das Erlebte verblassen. Doch die zugefügte „psychische Wunde“ hinterlässt Spuren im Körper, so wie ein Schnitt im Finger, eine Narbe hinterlässt.

 

Genau auf diese Spuren stoßen wir immer wieder bei der osteopathischen Arbeit. Ist der Patient oder die Patientin bereit sich dem zu öffnen und es gelingt, das erlebte zu verarbeiten, kann dies als große Entlastung wahrgenommen werden und Beschwerden, für die es bisher keine Erklärung gab, beheben. 

Osteopathie und Emotionen

Wie kann die Osteopathie helfen, diese körperlich-emotionalen Blockaden zu lösen?

In der Osteopathie haben sich unterschiedliche Begriffe zu derartigen körperlichen Befunden entwickelt. Wir bezeichnen diese als „somato-emotionale Läsion“, kurz SEL. Eine emotionale Verletzung, die sich im Körper festgesetzt hat und zu Einschränkungen des Gewebes führt und körperliche Beschwerden zur Folge hat.

Wie findet man derartige SEL?

Es kann sein, dass im Rahmen der osteopathisch-körperlichen  Befunderhebung eine Stelle am Körper besonders auffällig ist und einen besonders starken Eindruck in den Händen des Therapeuten / der Therapeutin hinterlässt. Das Gewebe einer SEL fühlt sich häufig sehr angespannt, geladen oder sogar elektrisiert an. Aber auch das Gegenteil ist möglich und der Raum unter der Hand fühlt sich eher leer oder leblos an.

Manche Patient:innen beschreiben auch schon während der Anamnese auffällige Beschwerden und beschreiben Symptome in Körperregionen, die medizinisch als unauffällig bewertet wurden. So gelangt man bei der Untersuchung dann sehr schnell zur SEL.

Wenn wir diesen Bereich dann palpieren und mit unseren Händen testen, beschreiben Patient:innen schon meist von selbst, dass sich der betroffene Raum im Körper komisch anfühlt oder sogar wehtut. Manchmal wird auch danach gefragt, wie es sich anfühlt, wenn hier manipuliert, also zum Beispiel ein sanfter Druck ausgeübt wird.

Sicherheit

Bevor wird behandeln, steht hier jedoch die essenzielle Frage, ob der/die Patient:in überhaupt möchte, dass diese SEL behandelt wird. Erst wenn ein klares „Ja“ oder „Einverständnis“ kommt, beginnen wir mit der Behandlung.

In manchen Fällen ist es auch besser, dieses Kapitel im Körper nicht zu öffnen. Sei es, weil die aktuelle Lebenssituation bereits anstrengend genug ist und das Wiederaufleben eines Traumas überlasten würde. Oder weil das Trauma so stark war, dass eine Retraumatisierung stattfinden würde, bei der der Schock noch einmal erlebt wird und erneut eine offene Wunde hinterlässt. Als Therapeut:innen versuchen wir mit größter Sorgfalt auf die Person einzugehen und gemeinsam abzuwägen, ob und wie sinnvoll hier eine Behandlung ist.

 

Wie sieht die Behandlung einer SEL aus?

Fokus

Die Basis für die Behandlung ist ein entspannter Zustand. Die zu behandelnde Person muss sich auf die eigene Körperwahrnehmung konzentrieren können, ohne dabei an etwas Anderes zu denken. Es wird gemeinsam versucht, die Körperstelle weiter zu fokussieren, um immer mehr wahrnehmbare Eindrücke aus ihr zu gewinnen. So wird zum Beispiel gefragt, ob die Stelle sich eher warm oder kalt anfühle, eng oder weit ist, hell oder dunkel. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können tatsächlich sehr viele verschiedene Eindrücke aus einer Körperregion „gelesen“ werden. Das Ganze dient dem Ziel, ein konkretes Bild dieser Körperregion zu erhalten. Häufig sind diese Bilder anfangs nicht besonders schön. Ein Beispiel, wäre das Bild eines grauen, spitzen Steinbrockens, der schwer im Brustkorb liegt (die Patientin mit den Atembeschwerden).

Ausdruck der Emotion

Ist das finale Bild zustande gekommen, tritt dann auch meist ein entsprechendes Gefühl ans Tageslicht. Oder wir fragen gezielt, welches Gefühl dieses Bild bei Betrachtung im Patienten / in der Patientin auslöse (= die unverarbeitete Emotion). Wird die unverarbeitete Emotion, in einem sicheren Rahmen durchlebt, kann mit ihr gearbeitet, sie verarbeitet werden.

Transformation

Wir versuchen die Emotion zu integrieren, indem wir fragen, was die Person an Ihrem Körperbild verändern möchte. Meist schaffen es die Betroffenen von selbst, das Bild in etwas positives zu Transformieren. Kreativität und dem inneren Bauchgefühl zu folgen sind hier wegweisend. So kann es sein, dass der oben genannte Steinbrocken mit einer schöneren Farbe gestrichen wird oder die spitzen abgeschliffen werden. Aber auch radikalere Maßnahmen, wie das Sprengen des schweren Brockens sind denkbar. So kann etwas Neues entstehen, dass die Person selbst in ihrem Körper geschaffen hat. Erstaunliche Veränderungen des Körperbildes können dabei vonstattengehen, meist mit dem Resultat, dass am Ende ein angenehmeres Bild zu sehen/fühlen ist. Zum Beispiel wird aus dem bedrohlich schweren Steinbrocken der im Brustkorb liegt, ein kleiner, weißer Kieselstein auf einer grünen Wiese.

Als Therapeut:in versuchen wir so wenig wie möglich in den Prozess einzugreifen und ausschließlich einen Rahmen zum Verarbeiten der SEL zu bieten. Je mehr Eigeninitiative die Person ergreift und selbstwirksam mit dem Bild (= die unverarbeitete Emotion) arbeitet, desto wirkungsvoller ist die Integration.

Integration

Ist dieser Vorgang durchlebt, folgt die wichtige Frage, um die Behandlung der SEL abzuschließen: Was ist in Zukunft nötig, um das positive Körperbild beizubehalten?

Durch die Beantwortung dieser Frage, stellt sich die Person selbst die Aufgabe, für sie erneut traumatische Situationen zu vermeiden. Um bei o. g. Beispiel zu bleiben: die Patientin hat erkannt, dass sie sich (Frei)-)Zeit für sich selbst schaffen muss und sich selbst nicht aufopfern darf.

Während dieser inneren Arbeit, nehmen wir als Therapeut:innen Spannungen und Spannungsänderungen im Gewebe wahr und arbeiten mit diesen. Häufig besteht eine verblüffende Synchronizität während der Transformation und dem gleichzeitigen Lösen der Spannung im Gewebe. Dann wissen wir, dass eine Veränderung stattgefunden hat.

Retest

 

In den meisten Fällen, ist die Spannung im Gewebe nicht mehr zu finden und auch Patient:innen fühlen kein Unwohlsein mehr in der Region. Manchmal gelingt es jedoch nicht vollständig, das Bild zu verändern bzw. die SEL verarbeiten. Es kann sein, dass zwei oder mehrere Sitzungen nötig sind, um eine vollständige Integration zu erreichen. Wir verinnerlichen den aktuellen Zustand des Bildes und Gewebes und packen diesen in eine Imaginäre Schatztruhe. Diese wird bei der nächsten Sitzung geöffnet und weiter an der Thematik gearbeitet. 

Grenzen der osteopathischen Behandlung

Das Ziel dieser Arbeit, ist es über den intensiven Kontakt mit dem Körper an unverarbeitete Emotionen zu gelangen. Dem Körper soll dadurch die Chance gegeben werden, diese Emotion ohne Angst auszudrücken. Die neu erlebte Selbstwirksamkeit gegenüber der Emotion, durch das Bearbeiten des Körperbilds, soll die Bedrohlichkeit und Ohnmacht ihr gegenüber reduzieren. Dieses Schema kann im Rahmen eines sichern Umfeldes zu einer Neubewertung des Erlebten führen und das Trauma somit lösen.

Hier soll noch einmal erwähnt werden, dass von „kleinen Traumata“ die Rede ist, wie sie jeder Mensch in seinem Leben erfährt.

Schwerere Traumata mit dauerhaften Folgeerscheinungen sind hiervon klar abzugrenzen. Diese sind psychotherapeutisch und eventuell pharmakologisch zu behandeln. Bitte wenden Sie sich hierfür an entsprechende Adressen.

www.therapie.de

www.kvb.de/patienten/psychotherapeutische-versorgung

Wir behandeln ausdrücklich keine psychischen Störungen und bieten keine Psychotherapie an.

Wir arbeiten am Körper und versuchen über den Dialog mit dem Körper einen Entspannungszustand zu erreichen.