Osteopathie und Rückenschmerzen

Rückenschmerzen messen

Rückenschmerzen sind eine subjektive Erfahrung. Es gibt keine Labortests und keine technisch unterstützte Untersuchung, die im Zweifelsfall Rückenschmerzen sicher belegen oder ausschließen können.

In der medizinischen Praxis ist man deshalb auf durch Fragen ausgelöste Berichte der Betroffenen angewiesen.

Während in der medizinischen Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts Rückenschmerzen eine nur untergeordnete Rolle spielen (RKI), sind sie heute an führender Stelle der Statistik für Arbeitsunfähigkeit und Rehabilitation (Chenot et al. 2017). Rund 40–50 % der Bevölkerung leiden an Rückenschmerzen. Jeder Einwohner eines Industrielandes wird – statistisch gesehen – im Laufe seines Lebens mindestens einmal Rückenschmerzen haben (van Caille et al. 2013).

 

 

Was sind Rückenschmerzen?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. 

Es wird unterschieden zwischen nicht-spezifischen und spezifischen Rückenschmerzen unterschieden. Von nicht-spezifischen Rückenschmerzen spricht man, wenn mit einfachen klinischen Mitteln keine Ursache gefunden werden kann, welche die vorliegenden Beschwerden überzeugend erklären kann. Angesichts des Verhältnisses von spezifischen zu nicht-spezifischen Rückenschmerzen (1: >4) ist nicht hinter jedem Rückenschmerz eine mehr oder weniger schwere Krankheit zu vermuten (RKI).

Bei atypischen, anhaltenden oder zunehmenden Schmerzen, oder bei bestimmten Risikokonstellationen sollte man sie für ein Krankheitszeichen (Symptom) halten, das u. a. verweisen kann auf:

  • Krankheiten der Wirbelsäule (z. B. Bechterew’sche Erkrankung), 
  • Krankheiten an inneren Organen (z. B. Nierenbeckenentzündung),
  • spezifische krankhafte Prozesse (z. B. Wirbelkörperzusammenbruch bei Osteoporose oder nach  Unfall, Entzündung, bösartiger Tumor),
  • bestimmte Entstehungsorte (z. B. Muskulatur, Bandscheibe, Nervenwurzel)

In diesen Fällen hat der Osteopath seine Grenzen zu kennen. Er kann nur unterstützend und in Zusammenarbeit mit dem erforderlichen Facharzt an der Gesunderhaltung des Patienten arbeiten.

Bei dem viel größeren Anteil (80%) an nicht-spezifischen Rückenschmerzen, denen keine eindeutige Ursache zugeteilt werden kann, ist meist ein Ursachenmix für die Beschwerden verantwortlich. Dabei stellt der Rücken eine Art Resonanzbogen bzw. Projektionsfläche für die Ursachen dar, statt der tatsächliche Ort der Verletzung oder Erkrankung zu sein.

 

Osteopathie und Rückenschmerzen

Hier ist der osteopathische Ansatz zielführend. Als ganzheitliche Medizin, die den gesamten Körper untersucht und im Zusammenhang sieht, die Geschichte des Patienten und Körpers mitberücksichtigt und auch innere Prozesse in die Behandlung mit einbezieht, bietet sie viele Behandlungsmöglichkeiten für Rückenbeschwerden.

So können beispielsweise Spannungen am Darm aufgedeckt werden, die die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule stören. Oder es wird erkannt, dass die Faszien der Blase, die mit dem Kreuzbein verbunden sind, nach häufigen Blasenentzündungen in der Jugend, zu einer dysfunktionalen Mobilität führen.

Um Rückenschmerzen nachhaltig entgegenzuwirken ist die aktive Beteiligung des Betroffenen nötig. Dehn- und Kräftigungsübungen sind in unserer bewegungsarmen Welt unentbehrlich für das Funktionieren eines gesunden Körpers.

 

Literatur:

Chenot, Jean-François; Greitemann, Bernhard; Kladny, Bernd; Petzke, Frank; Pfingsten, Michael; Schorr, Susanne Gabriele (2017): Non-Specific Low Back Pain. In: Deutsches Arzteblatt international 114 (51-52), S. 883–890. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0883.

RKI – Gesundheit A-Z – Rückenschmerzen (2020.000Z). Online verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/

GesundAZ/Content/R/Rueckenschmerzen/Rueckenschmerzen.html,zuletzt aktualisiert am 12.08.2020.000Z, zuletzt geprüft am 12.08.2020.830Z. 

van Caille, Philip; Bruckenburg, Dave; Hagemann, Pathik; Billen-Mertes, Christiane; Roggen, Luc (2013): Osteopathie und Rückenschmerz. Hg. v. Thomas Kia: Urban & Fischer

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